EHF Champions League

Cupic wirft Vardar mit dem Schlusspfiff in den Handball-Himmel

Björn Pazen

Cupic wirft Vardar mit dem Schlusspfiff in den Handball-Himmel

Hamburg, Flensburg, Kielce – und jetzt HC Vardar: Die Serie der Sensationssieger beim VELUX EHF FINAL4 reißt nicht ab. Einen Tag, nachdem sie Barcelona im Halbfinale geschlagen hatte, setzte sich der mazedonische Meister auch im Finale gegen Paris Saint-Germain hauchdünn mit 24:23 durch – dank eines Treffers von Ivan Cupic mit dem Schlusspfiff.

"Ich bin sehr stolz, Teil dieses Teams zu sein. Die Jungs haben während der ganzen Saison großen Charakter und viel Mut gezeigt. Dieser Titel ist sehr wichtig für das Team, den Verein und das ganze Land. Wir sind nicht hierher gekommen, um mitzuspielen. Wir sind hierher gekommen, um die Trophäe zu holen", sagt Vardars Kapitän Stojanche Stoilov.

  • Der Kroate ist damit der erste Spieler seit 2009, der seinen Champions-League-Titel verteidigt.
  • Vardar ist der erste mazedonische Verein der die Männer-Champions League gewinnt und der insgesamt 13. Klub, dem der Titel gelingt.
  • Nach Slowenien und Spanien ist Mazedonien das dritte Land, das den Champions-League-Sieger bei Männern und Frauen stellt – nachdem Kometal Skopje den Frauen-Wettbewerb 2003 gewonnen hatte.
  • Nach Spanien, Deutschland, Frankreich, Slowenien und Polen ist Mazedonien das sechste Land, das einen Männer-Champions-League-Sieger stellt.
  • Raul Gonzalez ist der dritte spanische Trainer nach Pascual (Barcelona) und Dujshebaev (Kielce), der den Titel in Köln seit 2015 gewann.
  • Vor vier Wochen hatten die Vardar-Frauen ihr Champions-League-Finale gegen Györ nach Verlängerung verloren.

VELUX EHF FINAL 4 Finale: Paris Saint-Germain (FRA) vs HC Vardar (MKD) 23:24 (12:11)

“Thunder” donnerte aus den Boxen der LANXESS arena, aber die Fans sangen im Rhythmus des Refrains lieber “Vardar”. Vardar Skopje hat am Sonntagabend Geschichte geschrieben – mit einem der größten Erfolge in der Geschichte des mazedonischen Sports neben dem vierten Platz der Basketballer bei der EM 2015.

Nach der zweiten sensationellen Partie innerhalb von 24 Stunden, dem zweiten Siegtreffer mit dem Schlusspfiff und dem zweiten Erfolg mit einem Tor Unterschied nach dem 26:25 gegen Barcelona im Halbfinale sicherte sich das Team von Raul Gonzalez die Trophäe.

Das Finale war ein ähnlicher Thriller wie im Vorjahr als sich Kielce erst nach Siebenmeterwerfen gegen Veszprem durchgesetzt hatte. Damals wie heute stand Ivan Cupic auf dem Siegerpodium – und er sorgte für riesigen Freudentaumel in der Halle und in ganz Mazedonien mit seinem Siegtreffer.

Aber der Matchwinner war Torwart Arpad Sterbik, der auch zum MVP des VELUX EHF FINAL4 gewählt wurde. Für Sterbik war es der vierte Champions-League-Titel nach den Erfolgen mit Ciudad Real in 2006, 2008 und 2009.

Die zweite Auszeichnung ging an PSG-Linksaußen Uwe Gensheimer, der mit 115 Treffern (davon zweien im Finale) Torschützenkönig der Saison 2016/17 wurde. Beste Werfer im Finale waren aber Timur Dibirov (6 für Skopje) und Nikola Karabatic (5 für Paris).

Der Sieg von Vardar war verdient, den die Mazedonier lagen meist in Front. Schon in der Anfangs-Viertelstunde hatte PSG enorme Probleme, zu Toren zu kommen. Der Grund dafür stand zwischen den Pfosten: Vardar-Torwart Arpad Sterbik machte den Laden dicht, hatte zur Pause bereits neun seiner insgesamt 16 Paraden auf dem Konto.

Als der mazedonische Meister die Distanz auf 5:2 ausgebaut hatte, trat der Pariser Trainer Noka Serdarusic auf die Bremse, nahm bereits nach zwölf Minuten seine erste Auszeit. Und der Deutsche mit kroatischen Wurzeln fand die richtigen Worte. An den Paraden von Thierry Omeyer (wie Sterbik neun zur Pause) und den drei Toren von Welthandballer Nikola Karabatic in Halbzeit eins, baute sich Paris auf und schaffte es, die Partie zu drehen.

Vardars Defensive war zwar immer noch bärenstark, aber im Angriff fand man nicht mehr die Lücken und hatte auch nur noch wenig Gelegenheiten für Gegenstöße – auch daher lag Skopje nach 30 Minuten mit 11:12 hinten.

Aber das Pendel schlug schnell wieder in die andere Richtung: Vardar bekam wieder Oberwasser – und wie am Anfang der Partie hatte PSG auch zu Beginn der zweiten Hälfte enorme Probleme im Angriff. Die meisten Treffer resultierten aus Einzelaktionen, da Vardar mit einer sehr beweglichen Abwehr den Angriffswirbel unterband. Und weil Paris immer mehr Fehler machte, kam Vardar zu Ballgewinnen.

Nach 37 Minuten hieß es 15:13 – und als Serdarusic volles Risiko ging und Omeyer durch einen Feldspieler ersetzte, trafen Ilija Abutovic und Daniil Shishkarev zweimal innerhalb von 30 Sekunden ins leere Pariser Tor zum Zwischenstand von 20:17. Dank einer harten, aber cleveren Abwehr kaufte Vardar den Pariser den Schneid ab.

Da aber Omeyer nun eine Serie von Paraden zeigte und zwischenzeitlich im Duell der Weltklasse-Torhüter wieder vorne lag, glich PSG beim 21:21 aus. Serdarusic nahm erneut eine Auszeit, aber diesmal half es nichts: Vardar traf zweimal – und noch vier Minuten zu spielen.

Wie immer seit 2010 war es ein echter Finalthriller – denn trotz Unterzahl in den letzten 90 Sekunden verkürzte zunächst Narcisse zum 22:23 – und Nedim Remili gelang sieben Sekunden vor dem Ende der Ausgleich. Auszeit Vardar, letzter Angriff – und Cupic findet tatsächlich die Lücke in der Abwehr und erzielte das historische Tor, mit dem Vardar die VELUX EHF Champions League gewann.

“Vardar hatte ein großartiges Wochenende. Beide Spiele mit einem Tor in der letzten Sekunde zu gewinnen, ich weiß nicht, ob es das überhaupt schon einmal gegeben hat. Ich finde keine Worte. Wir haben das ganze Jahr für diesen Titel gearbeitet. Wir haben versucht, an diesem Wochenende unser Bestes zu geben, aber es hat nicht gereicht. In jedem Finale gibt es am Ende ein Team, das vor Freude hüpft - und eines, bei dem die Tränen fließen. Das ist das Schöne am Sport. Jetzt gerade sind wir natürlich nicht glücklich, aber wir haben trotzdem einen guten Job gemacht", sagt Narcisse.

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