EHF Champions League

„Es gibt viele Parallelen zwischen Sport und Musik“

EHF / ts, csch

„Es gibt viele Parallelen zwischen Sport und Musik“

Am Tag der Titelentscheidung beim VELUX EHF FINAL4 wird die amerikanischen Blues Rock Band Welshly Arms auftreten Welshly Arms aus Cleveland, Ohio; ein Teil der USA hat eine wichtige Rolle dabei gespielt, wie ihre Identität geprägt wurde und wie sie ihre Musik entwickelt haben. Diese Ursprünge zeigen, dass die Band ihren Weg von bescheidenen Anfängen mit harter Arbeit und Hingabe zu ihrem Handwerk gemacht haben – ein Kampf, der von allen Mannschaften des diesjährigen VELUX EHF FINAL4 wiedergespiegelt wird.

Vor ihrem Auftritt, der zwei Lieder ihres neu erscheinenden Albums „No Place Is Home“ beinhalten wird, sprachen wir mit Leadsänger und Gitarrist Sam Getz und Schlagzeuger Mikey Gould über ihre Karriere-Highlights mit Clevelands Sport-Team, die Parallelen zwischen dem Kampf von Athleten und Musikern und – natürlich – ihre Musik.

Lassen Sie uns mit dem VELUX EHF FINAL4 beginnen: Was wissen Sie über Handball?

SAM: Wir haben hier drüben keinen wirklich professionellen Handball. Als wir deswegen das letzte Mal hier in Deutschland waren – das war etwa vor einem Monat und es gab ein paar sehr gute Spiele im Fernsehen -, haben wir die geguckt. Das ist tatsächlich unser einziger Berührungspunkt mit dem Sport, ein wenig davon im Fernsehen, als wir in Deutschland waren.

Ihre Songs wurden in Sport-Kampagnen verwendet und Sie haben schon öfter bei Sport-Veranstaltungen gespielt. Was können Sie uns über diese Erfahrungen erzählen?

SAM: Ich starte mal damit zu sagen, dass in Amerika besonders Baseball, unsere wahrscheinlich liebste Freizeitbeschäftigung, American Football und Basketball sehr beliebt sind. Unsere Heimatstadt Cleveland hat eine sehr gute Baseball-Mannschaft, eine sehr gute Basketball-Mannschaft und eine sehr, sehr schlechte American Football-Mannschaft (lacht).

Unsere erste Erfahrung, in einem Stadion oder etwas in der Richtung spielen zu dürfen, war bei unserer Baseball-Mannschaft in ihrem ‚ball park‘, so nennen wir sie – es sind Open-Air-Stadions, also draußen. Genau als das Spiel zu Ende war, haben wir 25 Minuten lang für das gesamte Stadion gespielt und als wir auf die ganzen Sitze um das Feld herum geschaut haben, war das eine großartige Erfahrung. Besonders, weil es dort war, wo wir aufgewachsen waren und selbst den Sport geschaut haben. Da dann unsere Musik zu spielen, war fantastisch.

Ihr neues Album heißt „No Place Is Home“. Inwieweit ist Ihre Heimatstadt Cleveland ein Teil Ihrer Identität als Band?

SAM: Es hat tatsächlich einen sehr großen Einfluss und der Grund dafür ist, dass sie zum Mittel-Westen der USA gehört – dieser Teil ist bekannt dafür, dass die Leute hart arbeiten, dass die Jobs mehr in die Richtung ‚blue collar jobs‘ gehen, sehr körperlich sind und man viel seine Hände benutzt. Es ist kein großer Finanz-Bezirk, kein Bezirk mit ‚white collar jobs‘. Es ist eine Mentalität, mit der du aufwächst und die mit denen in Detroit und Pittsburgh zu vergleichen ist – diese Städte, in denen du eine Art Körnung und eine gute Arbeitsmoral hast.

Es ist eine Art von Stolz. Wir repräsentieren diese Gegend gerne und wir sind stolz, von dort zu kommen. Deswegen beeinflusst es unsere Musik sehr, weil ich auch denke, dass unsere Art der Musik ein wenig körnig ist.  Es gibt recht viel Soul und das kommt meiner Meinung nach aus dieser Umgebung. Außerdem ist sie 'bruchstückhaft', wie ich es mal nenne, ich weiß nicht, ob das Sinn ergibt – aber du musst für alles kämpfen, wenn du von dort kommst.

MIKEY: Es formt auch auf die Art, dass du diese neuen Gelegenheiten nicht für selbstverständlich nimmst. Man arbeitet für jeden kleinen Teil, den man bekommt. Das ist es in etwa, was uns hierher gebracht hat, wo wir nun sind.
Für Handballmannschaften kann es sehr beeinflussend sein, zu Hause zu spielen. Ist es für Sie speziell in Cleveland zu spielen?

SAM: Das ist es. Es ist immer eine tolle Zeit. Wir haben unsere Karriere dort gestartet und haben eine lange Zeit dafür gebraucht zu lernen, wie man als Band zusammen spielt und wie man seine erste Platte schreibt – und das kam alles vor dem Reisen, das heißt, wir haben unser Fundament wirklich in Cleveland geschaffen. Ein Konzert spielen ist in etwa wie ein Heimspiel zu bestreiten, wo du vor deinen Zuschauern und deinen Fans stehst. Du bekommst diese Unterstützung, diese Liebe, und das kann so viel ausmachen.

MIKEY: Es ist auch toll, weil die Größe der Veranstaltungsorte wächst, genau wie wir. Und das gilt auch für zu Hause, das heißt, wir haben jetzt die Möglichkeit, an Orten zu spielen, von denen wir früher nur geträumt haben.

Viele Spieler, die beim VELUX EHF FINAL4 auf dem Feld stehen, haben davon geträumt es hierher zu schaffen und hier in der LANXESS arena zu spielen. Gibt es einen Veranstaltungsort, der für Sie immer herausstach und wo Sie jetzt schon gespielt haben?

SAM: Das Spiel, das ich vorher erwähnt hatte, aber das liegt daran, dass es nicht nur das erste Mal war, dass wir das gemacht haben, sondern auch, weil es der ‚ball park‘ war, in den wir früher immer gegangen sind. Das war schon sehr, sehr besonders.

Letztes Jahr, besser gesagt diesen Winter, haben wir ein Konzert in dem Stadion gespielt, in dem die Golden State Warriors spielen. Heutzutage sind die Golden Warriors die Erzfeinde der Cleveland Cavaliers – sie sind unser größter Gegner, weil wir immer wieder in den NBA Finals gegen sie spielen müssen. Diesen Winter haben wir also in ihrem Stadion gespielt, in ihrem Zuhause. Das war schon interessant und ein wenig speziell. Ich erinnere mich noch, nach hinten zu gehen, wo die Umkleidekabinen und alles andere sind. Wir hatten alles in einer der Umkleidekabinen eingerichtet und es fühlte sich einfach so komisch an, in der Umkleidekabine des Gegners zu sein – irgendwie dreckig (lacht), das sticht also auch heraus.

Ihr werdet zwei eurer eigenen Songs, ‚Legendary‘ und ‚Sanctuary‘, beim VELUX EHF FINAL4 spielen. Was könnt ihr uns über diese Lieder erzählen?

SAM: Ich denke, diese beiden Songs passen sehr gut zum Sport an sich. ‚Legendary‘ dreht sich genau um das, was ich schon gesagt habe; wie Cleveland unsre Musik inspiriert hat – diesen Ansporn. Es thematisiert den Kampf darum, der Beste sein zu wollen, oder zumindest das für dich selbst Bestmögliche zu erreichen. Ich denke, in dieser Hinsicht gibt es viele Parallelen zwischen dem Sport und der Musik. ‚Legendary‘ zielt genau in dieser Richtung – für uns, war es genau dieser Kampf, die beste Musik zu machen, die wir hinkriegen; vor vielen Menschen zu spielen und nicht nur zuzuhören… Die Leute mögen nie alles, was du äußerst – und das Publikum wird nicht jeden deiner Songs lieben. Man muss halt einfach das Feedback entsprechend filtern.

Wir können ein Video auf YouTube posten und es kann passieren, dass sich viele Menschen drüber lustig machen oder sonstwas damit anstellen. Das ist das Leben als Künstler, das ist wirklich hart – es kann dich völlig niedermachen, oder es kann dich einfach nur besser machen. Und darum geht es auch in unserer Musik – an sich selbst zu glauben und zu wissen, dass du es drauf hast. Ich denke, man muss richtig gut darin werden; das Gleiche gilt auch für diese besten Handballteams. Die Jungs haben auch genau diesen Kampf durchlebt. Sie waren eben auch nicht immer so gut, wie sie es jetzt sind.

‚Sanctuary‘ finde ich deshalb cool, weil es genau darum geht, dass Jeder diesen einen geheiligten Platz hat, oder diese eine Sache, die ihm heilig ist. Das ist also schon wieder eine Parallelität zwischen der Musik und dem Sport. Wenn du den Handball liebst, wenn Handball dein Leben ist und du hart dafür gearbeitet hast, dann ist genau das dein Allerheiligstes: in so einem Finale dabei zu sein.

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