EHF Champions League

Gensheimer: "Du darfst dich niemals zurücklehnen"

Björn Pazen / bc

Gensheimer: Du darfst dich niemals zurücklehnen

Mit 106 Toren führt Uwe Gensheimer die Torschützenliste der VELUX EHF Champions League vor dem VELUX EHF FINAL4 2017 an. Bereits in der Spielzeit 2010/11 war er im Trikot seines Heimatvereins Rhein-Neckar Löwen beim FINAL4 dabei und seinerzeit auch Torschützenkönig geworden. Seit der aktuellen Saison läuft der 30-jährige Linksaußen für Paris Saint-Germain auf - und hofft in Köln auf seinen ersten internationalen Titel mit PSG, nachdem man in Frankreich bereits zwei Trophäen gewann.

In diesem Interview äußert er sich dazu, der „letzte deutsche Mohikaner“ zu sein, seine Vorbereitung und worauf es beim VELUX EHF FINAL4 ankommt.

ehfCL.com: Frisch gebackener französischer Meister und Pokalsieger, Führender der Torschützenliste in der VELUX EHF Champions League – mehr geht doch nicht im Vorfeld von Köln?

Uwe Gensheimer: Natürlich haben wir viel Selbstvertrauen, und natürlich ist unser Ziel auch, den Titel in Köln zu gewinnen. Dieser Anspruch, um solche Titel mitzuspielen, war ja auch ein Grund für meinen Wechsel nach Paris.  

Wie wichtig ist es, dass sowohl Sie 2011, als auch Ihr Team im Vorjahr schon die Erfahrungen gemacht haben, wie es ist, in Köln dabei zu sein?

Uwe Gensheimer: Ich weiß nicht, ob das einen großen Einfluss auf das Abschneiden hat. Aber es stimmt schon, dass man einschätzen muss, was Drumherum passiert und was auf einen zukommt. 2011, als ich in Köln auflief, steckte das FINAL4 noch in den Kinderschuhen, das war jetzt erst die zweite Auflage. Vor zwei Jahren war ich als Zuschauer da, da war das schon ganz anders. Ich bin nun gespannt, wie es ist, als Spieler dabei zu sein. Das ganze Event ist viel größer geworden, mit viel mehr Rahmenprogramm. Es ist riesig, als Spieler dabei zu sein, aber man muss eben auch immer den Fokus auf die Handballspiele bewahren.

Erstmals findet das VELUX EHF FINAL4 ohne eine deutsche Mannschaft statt, Sie sind der letzte deutsche Mohikaner. Erhoffen Sie sich daher auch viel Unterstützung für PSG von den deutschen Fans?

Uwe Gensheimer: Aber natürlich, da setze ich schon drauf. Sie sollen zu uns halten!

Hatten Sie denn damit gerechnet, dass sowohl Löwen, als auch Kiel und Flensburg nicht dabei sein werden?

Uwe Gensheimer: Ehrlich gesagt war das bei uns kein Thema, wir haben uns auf uns konzentriert. Nur so viel: Die Mannschaften, die sich qualifiziert haben, haben dies auch verdient und sind zurecht dabei.

Paris hat Veszprem zweimal in dieser Saison geschlagen – nimmt man das als Motivation mit, oder wiegt man sich durch diese Resultate zu sehr in Sicherheit?

Uwe Gensheimer: Wir haben gezeigt, dass wir sie gegen sie gewinnen können, das haben wir schon im Kopf. Aber: Alle Teams, die in Köln dabei sind, habe eine ähnliche hohe Qualität, alle Mannschaften kennen sich sehr gut. Deswegen ist das vielleicht kein so großer Vorteil. Das wir schon zweimal gegen sie gespielt haben, vereinfacht höchstens die Vorbereitung auf die Partie. Wir kennen sie sehr gut, aber sie wollen es nach dem hauchdünn verpassten Titel von 2016 endlich schaffen.

Das heißt auch – jeder kann in Köln jeden schlagen?

Uwe Gensheimer: Es geht um ein Spiel, einmal 60 Minuten, da kann alles passieren, und da musst du höllisch aufpassen, dass du nicht zu früh abschaltest, sondern 60 Minuten Vollgas gibst. Diese leidvolle Erfahrung hat Veszprem im Vorjahr mit dem verspielten Neun-Tore-Vorsprung im Finale gegen Kielce machen müssen. Du darfst dich niemals ausruhen oder zurücklehnen, auch nicht in einer Phase, in der scheinbar alles läuft. Wenn der Gegner einmal die Oberhand hat, fällt es in diesen Final4-Spielen schwer, das wieder zu kippen. Unser Vorteil: Wir haben ein sehr erfahrenes Team mit Spielern, die schon oft in solchen Situationen und entscheidenden Spielen dabei waren.

Bereitet man sich auf ein FINAL4-Turnier anders vor als auch ein „normales“ Spiel?

Uwe Gensheimer: Was Training und Videostudium betrifft, sicherlich nicht, das ist wie immer. Aber  wegen des ganzen Rahmenprogramms ist es natürlich anders. Wir reisen donnerstags an, also früher als normal. Dann hat man eben auch noch viele andere Termine, die Rahmenbedingungen sind eben unterschiedlich.

Sie stehen kurz davor, Torschützenkönig der Champions League zu werden. Hätten Sie damit gerechnet, dass Sie gleich so einschlagen würden bei PSG?

Uwe Gensheimer: Planen kann man so etwas nicht, es kommt, wie es kommt. Aber es ist schön, dass ich so erfolgreich gestartet bin in Paris und nahtlos an meine Leistungen bei den Rhein-Neckar Löwen und der Nationalmannschaft anknüpfen konnte. Ich konnte mich gut einbringen, das ist ein gutes Zeichen, dass ich Erster in der Torschützenliste bin, ist ein positiver Nebeneffekt.

Also sind Sie komplett angekommen in Paris?

Uwe Gensheimer: Sportlich gesehen auf jeden Fall. Im Privatleben muss ich immer noch häufiger in den Stadtplan schauen. Mein Französisch ist mittlerweile so gut, dass ich mich verständigen kann. Aber da habe ich natürlich noch Luft nach oben.

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