EHF Champions League

Parrondo oder Davis – wer wird Geschichte schreiben?

Björn Pazen/im/cg

Parrondo oder Davis – wer wird Geschichte schreiben?

Zwei ehemalige Mannschaftskollegen kämpfen auf der Trainerbank um den Titel, zwei Legenden beenden ihre Karriere und einer dieser beiden wird als erster Spieler überhaupt zum Mal das VELUX EHF FINAL4 gewinnen. Und einer der legendärsten Torhüter überhaupt bangt um seinen Einsatz. Das Finale des VELUX EHF Champions League Saison 2018/19 schreibt zahlreiche unglaubliche Geschichten.

  • Einer der beiden Trainer – Parrondo oder Davis – wird der zweite Handballer, der die Champions League bei den Männern sowohl als Spieler als auch als Trainer gewinnt.
  • Die Stars bei Veszprém Momir Ilic und Laszlo Nagy hängen nach diesem Finale ihre Handballschuhe an den Nagel.
  • Niemals zuvor sind sich die beiden Mannschaften in einem Finale in Köln begegnet.
  • Entweder Ivan Cupic oder Momir Ilic wird als erster Spieler überhaupt zum dritten Mal in Köln gewinnen.
  • Veszprém kann das achte unterschiedliche Siegerteam der letzten acht Jahre stellen.
  • Vardar stand 2017 bisher ein einziges Mal im Finale und hat direkt den Titel geholt – Veszprém stand drei Mal im Finale und ging kein einziges Mal als Sieger vom Platz.

FINALE
Telekom Veszprém HC (HUN) gegen HC Vardar (MKD)
Sonntag, 2, Juni, 18:00 Uhr Ortszeit, live auf ehfTV.com

2008 und 2009 waren sie Mannschaftskollegen bei Ciudad und gewannen die Champions League zweimal im Finale gegen Kiel. Viele Jahre haben David Davis und Roberto Garcia Parrondo für die gleiche Mannschaft gespielt, bei Ciudad Real und in der spanischen Nationalmannschaft. Später dann, zum Start ihrer Trainerkarrieren, waren sie wieder beim selben Verein:  Davis war Co-Trainer von Raul Gonzales der Herrenmannschaft und Interims-Coach der Damenmannschaft von Vardar Skopje, während Parrondo in der letzten Saison als Cheftrainer von Vardars Damen fungierte, bevor er Gonzalez als Trainer der Vardar-Herren ablöste. Demnächst ist  Parrondo auch noch Davis‘ Nachfolger als Trainer der ägyptischen Herren-Nationalmannschaft.

Aber vorher kämpfen die beiden ehemaligen Flügelspieler am Sonntag in Köln gegeneinander um den Pokal der VELUX EHF Champions League 2019. Einer der beiden wird der erste Handballer nach Talant Dujshebaev sein, der sowohl als Spieler als auch als Trainer Champions League Sieger wird. Und einer der beiden wird der neunte spanische Trainer in der Geschichte der EHF Champions League sein, der den Gesamtsieg holt: und der vierte, dem dies in Köln gelingt – nach Xavi Pascual, Talant Dujshebaev und Raul Gonzalez.

Veszprém spielt sein viertes Finale der EHF Champions League – und hofft, dieses Mal nach drei Niederlagen in den Jahren 2002 (gegen Magdeburg), 2015 (gegen Barcelona) und 2016 (gegen Kielce) endlich zum Erfolg zu kommen. Vardar dagegen steht erst zum zweiten Mal im Finale, nachdem ihre erste Teilnahme 2017 direkt mit dem Sieg krönen konnten. Sollte Veszprém erfolgreich sein, so sind sie seit 2012 der achte unterschiedliche Gesamtsieger in acht Jahren nach Kiel, Hamburg, Flensburg, Barcelona, Kielce, Vardar und Montpellier.

Auf der anderen Seite kann Vardar das dritte Team werden, das den Pokal in Köln zum zweiten Mal gewinnt – nach Kiel (2010 und 2012) und Barcelona (2011 und 2015).

In der Geschichte der EHF Champions League konnte Vardar Veszprém nur ein einziges Mal schlagen – und diese 25:27-Niederlage im September 2018 war auch der Grund, warum Veszprém seinen Cheftrainer Ljubomir Vranjes entließ und durch David Davis ersetzte. Mit dem Spanier wendete sich das Blatt, das 33:30 im Halbfinale am Samstag gegen Kielce war der zwölfte Sieg im Wettbewerb in Folge, inklusive der fünf KO-Spiele.

Der Weg der beiden Mannschaften ins Finale unterscheidet sich deutlich: während Veszprém gegen Kielce fast ständig in Führung lag, gelang Vardar ein weiteres Kölner Wunder. Nach einem 9:16 Rückstand zur Pause und einem 19:25 in der 47. Spielminute überrannten sie Barcelona in den letzten zehn Minuten förmlich bis hin zum Endergebnis von 29:27. „Wir haben wie die Löwen gekämpft und werden das auch im Finale wieder tun“, sagte Stojanche Stoilov nach dem Triumph über den Rekordsieger.

Beiden Halbfinal-Spiele drückten zweistellige Torschützen ihren Stempel auf: Petar Nenadic traf zwölf Mal für Veszprém, Dainis Kristopans netzte zehn Mal für Vardar ein. Der lettische Riese steht momentan bei 90 Treffern, vier Tore hinter dem aktuellen Anführer der Torschützenliste Alex Dujshebaev, einem ehemaligen Vardar-Spieler.

Allerdings steht ein großes Fragezeichen hinter dem Einsatz von Veszpréms Prunkstück: der viermalige Champions League Sieger, Torhüter Arpad Sterbik, fiel schon in der ersten Halbzeit des Halbfinals mit einer Fußverletzung aus – und könnte dadurch sein 250. Champions League Spiel verpassen, welches er eigentlich mit dem Titelgewinn abschließen wollte. Das letzte Champions League Endspiel, in dem Sterbik dabei war, war das Finale von 2017, als er Vardar den Titel sicherte und zum MVP des VELUX EHF FINAL4 gewählt wurde. Veszprém hat den erst 17 Jahre alten Torhüter Kristof Laszlo Palasics nachnominiert.

Noch drei weitere Spieler hoffen auf ihren dritten Titelgewinn: Veszpréms Lazlo Nagy (2005 und 2011 mit Barcelona) und Momir Ilic (2010 und 2012 mit Kiel) auf der einen Seite und Ivan Cupic (2016 mit Kielce und 2017 mit Vardar) in den Reihen des Gegners. Entweder Cupic oder Ilic werden der erste Spieler überhaupt, der in Köln seinen dritten Gesamtsieg holt.

Und schließlich gehen am Sonntag noch zwei der größten Handballkarrieren aller Zeiten zu Ende: Nagy und Ilic werden ihr allerletztes Spiel überhaupt spielen. Ihr Teamkollege, Torhüter Roland Mikler, spielt zwar auch das letzte Spiel gegen Veszprém, er setzt seine Karriere aber beim ungarischen Konkurrenten Szeged fort.

Lustigerweise absolviert Igor Karacic sein letztes Spiel für Vardar, bevor er zum Finalgegner Kielce wechselt. Top-Torschütze Kristopans geht nach dem Finale nach Paris und der Shooting-Star auf der Torhüterposition, Dejan Milosavljec, hat bereits bei Berlin unterschrieben.


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