EHF Champions League

Veszprem freut sich auf die Außenseiterrolle gegen PSG

Björn Pazen / br

Veszprem freut sich auf die Außenseiterrolle gegen PSG

Die Gesamtbilanz ist fast ausgeglichen, in der laufenden Saison 2016/17 spricht die Statistik für Paris Saint-Germain, aber wenn es um K.o.-Spiele geht, hatte Veszprem bislang das bessere Ende für sich - also gibt es für jeden Ausgang dieses Halbfinals eine statistisch belegbare Vorhersage.

1. Halbfinale: Telekom Veszprem (HUN) vs Paris Saint-Germain (FRA)
Samstag, 3. Juni 15.15 Uhr, live auf ehfTV.com

Während der ungarische Rekordmeister zum vierten Mal in Folge in Köln dabei ist, spielt PSG zum zweiten Mal (ebenfalls in Folge) beim VELUX EHF FINAL4. Beide Kontrahenten haben die EHF Champions League noch nie gewonnen - und dies, obwohl Veszprem bereits dreimal im Endspiel stand (2002 gegen Magdeburg, 2015 gegen Barcelona und 2016 gegen Kielce). Beide Teams hatten beim VELUX EHF FINAL4 des Jahres 2016 gegen Kielce verloren, PSG im Halbfinale, Veszprem in jenem historischen Final-Thriller, der erst im Siebenmeterwerfen entschieden wurde.

„Ich denke, wir wissen dieses Jahr, was wir machen müssen. Aber Veszprem weiß das auch. Das Spiel ist völlig ausgeglichen. Aber ich will diese Trophäe unbedingt noch einmal gewinnen – dennoch würde ich niemals von einem Finale, geschweige denn einem Tite sprechen, bevor noch nicht einmal das Halbfinale angepfiffen wurde“, sagt PSG-Torwart Thierry Omeyer. Bei seiner fünften Teilnahme in Köln kann er seinen insgesamt fünften Champions-League-Titel gewinnen: „Vielleicht ist fünf dieses Jahr meine Glückszahl“, sagt Omeyer.“

2010 und 2012 stand der fünffache Weltmeister gemeinsam mit Momir Ilic und dem Rest des THW Kiel auf dem Siegerpodium: „Es ist schon lustig, dass wir so etwas wie ein Wiedersehen mit so vielen Ex-Kielern hier haben. Aber für 60 Minuten sind wir dann keine Freunde, sondern Gegner. Wir sind hierhin gekommen, um den Titel zu gewinnen – aber der Weg dorthin ist sehr steil“, sagte Ilic am Freitag.

Derzeit führt er gemeinsam mit Barcelonas Rückraumspieler Filip Jicha das Ranking der besten Torschützen aller Zeiten beim VELUX EHF FINAL4 mit 55 Tore an. „Ich denke, dass Momo mich klar hinter sich lassen wird, denn ich spiele fast nur noch Abwehr“, sagte Jicha.

In der aktuellen Spielzeit trafen beide Halbfinalisten bereits in der „Todesgruppe A” aufeinander, und Paris gewann beide Partien (29:28 auswärts und 28:24 zuhause), um am Ende Gruppenzweiter vor Veszprem zu werden. In der Gesamtbilanz führt Veszprem mit vier Siegen, einem Remis und drei Niederlagen. 2014 und 2015 hatten Laszlo Nagy & Co. die Pariser jeweils im Viertelfinale rausgeworfen, nun folgt ihr erstes Duell überhaupt bei einem VELUX EHF FINAL4-Turnier.

In beiden K.o.-Phasen nach den Gruppenspielen der aktuellen Saison blieben beide Konkurrenten ungeschlagen. Paris spielte im Achtelfinale gegen Nantes und im Viertelfinale gegen Szeged jeweils einmal remis, während Veszprem Zagreb im Achtelfinale zweimal problemlos besiegte, dann aber gegen Montpellier im Viertelfinale kurz vor dem Ende aller Träume stand, ehe man auch das Rückspiel drehte und somit beide Partien gewann.

Die drei besten Champions-League-Torschützen, die noch im Wettbewerb sind, treffen in diesem Halbfinale aufeinander: Uwe Gensheimer, der die Liste mit 106 Treffern anführt und nach 2011 wohl auch Top-Torjäger der gesamten Saison wird, liegt vor seinem dänischen PSG-Mitspieler Mikkel Hansen (Toptorschütze der Vorsaison) und Vesprems Serben Momir Ilic (beide 88 Treffer).

 

Daneben steht weitere geballte Weltklasse auf dem Feld, angeführt von den vier Ex- oder aktuellen Welthandballern im PSG-Trikot: Nikola Karabatic (FRA/2007, 2014, 2016), Mikkel Hansen (DEN/2011, 2015), Daniel Narcisse (FRA/2012) und Thierry Omeyer (FRA/2008).

Omeyer kann in Köln seinen fünften Champions-League-Titel gewinnen - nach 2003 mit Montpellier sowie 2007, 2010 und 2012 jeweils mit Kiel. Karabatic kann der erste Handballer werden, der die Champions League mit vier unterschiedlichen Klubs gewinnt nach Montpellier (2003), Kiel (2007) und Barcelona (2015). Sieben PSG-Stars wurden am 29. Januar zudem mit Frankreich in Paris Weltmeister.

Auf Veszprems Seite stehen immerhin drei Spieler, die die Königsklasse bereits zweimal gewonnen hatte: Ilic und Aron Palmarsson triumphierten 2010 und 2012 mit Kiel, Nagy 2005 und 2011 mit Barcelona. Zudem kommt es in diesem Halbfinale zum direkten Duell aller bisherigen MVPs des VELUX EHF FINAL4, die seit 2014 gekürt werden: Palmarsson erhielt diese Auszeichnung 2014 und 2016, Karabatic 2015.

Omeyer und Daniel Narcisse (PSG) sowie Ilic und Palmarsson standen gemeinsam im Kieler Team, das 2010 und 2012 in Köln gewann. Der einzige Spieler, der in diesem Halbfinale auf seinen alten Klub trifft, ist Veszprems kroatischer Linkshänder Marko Kopljar, der zuvor für PSG spielte (und nach dieser Saison nach Berlin wechseln wird).
 
„Wir sind die Außenseiter“, sagte Veszprems Manager Zsolt Sewinger nach der Auslosung, „aber die vergangenen Turniere haben gezeigt, dass die Außenseiter häufig das Turnier gewannen wie Hamburg, Flensburg oder Kielce. Also sind wir in diesem Halbfinale sogar gerne der Außenseiter.“

PSG-Manager Bruno Martini hofft darauf, dass seine Mannschaft aus den Erfahrungen des Vorjahres die richtigen Schlüsse gezogen hat: „Wir waren 2016 Debütanten in Köln und mussten viel lernen, jetzt sollten wir bereit sein. Wir kommen nach Köln, um diese Trophäe zu gewonnen, aber mit diesem Ziel kommen alle vier Teams nach Köln, und alle haben meiner Meinung nach die gleichen Chancen.“

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