EHF Champions League

„Unsere Mission ist noch nicht vollendet”

Björn Pazen / cor

„Unsere Mission ist noch nicht vollendet”

Als er 2012 nach zwölf erfolgreichen Jahren beim FC Barcelona in die Heimat zurückkehrte, war Laszlo Nagy eine Art Messias für den ungarischen Handball, für MKB-MVM Veszprem und die Nationalmannschaft, für die er seit Jahren nicht gespielt hatte. Seit der Rückkehr des großgewachsenen Halbrechten ist er Veszprems Schlüsselspieler. Im Gegensatz zu den meisten seiner Mannschaftskameraden hat er schon am VELUX EHF FINAL4 teilgenommen, sich 2011 mit dem FC Barcelona sogar Europas Krone aufgesetzt. Nun ist alles anders für Nagy, der als Kapitän des ungarischen Meisters an dessen Jungfernfahrt nach Köln teilnimmt.

Sie haben schon zweimal mit dem FC Barcelona am VELUX EHF FINAL4 teilgenommen. Was ist nun mit Veszprem anders?

Laszlo Nagy: Der große Unterschied ist, dass Veszprem es zum ersten Mal nach Köln geschafft hat. Damit geht für uns ein Traum in Erfüllung. Endlich haben wir dieses Ziel erreicht. Aber unsere Mission ist definitiv noch nicht vollendet. Schließlich haben wir noch zwei Spiele vor uns, in denen wir unseren besten Handball zeigen wollen.

Ihr Halbfinal-Gegner, der THW Kiel, hat Ihnen die Favoritenrolle zugeschoben. Stimmen Sie zu?

Laszlo Nagy: Absolut nicht! Jede deutsche Mannschaft hat einen großen Vorteil in internationalen Wettbewerben, weil sie in jedem Bundesligaspiel ihre Bestleistung abrufen müssen. Das ist eine wichtige Erfahrung für die Spieler und stärkt ein Team enorm. Außerdem hat der THW Kiel viel mehr FINAL4-Erfahrung. Immerhin sind sie schon zum vierten Mal dabei, während wir unser Debüt geben. Meiner Meinung nach gibt es im Halbfinale keinen Favoriten. Wir sind hochmotiviert und wollen Revanche nehmen für die vergangene Saison, als Kiel uns im Viertelfinale aus dem Wettbewerb warf.

2013 präsentierte Veszprem sich auf Augenhöhe mit Kiel. Steigert das Ihr Selbstvertrauen?

Laszlo Nagy: Das stimmt. Im Auswärtsspiel in Kiel haben wir eine unserer besten Leistungen gezeigt und zogen zwischenzeitlich auf fünf, sechs Tore davon. Aber letztlich verloren wir mit einem Tor. Trotzdem haben wir einem der besten Teams der Welt Paroli geboten. Das gibt uns wirklich Selbstvertrauen. Wir hoffen, dass wir es schaffen, im Halbfinale unser wahres Gesicht zu zeigen.

Vergangene Saison trug Momir Ilic noch das THW-Trikot. Nun ist er Teil Ihres Teams. Ist es ein Vorteil, dass er Kiel bis ins kleinste Detail kennt?

Laszlo Nagy: Es ist ein Riesenvorteil, Momo in unseren Reihen zu haben. Nicht nur wegen seines Insider-Wissens über den THW. Momentan ist er einer der besten Spieler der Welt und leistet hier tolle Arbeit. Ich bin sicher, das wird er auch in Köln tun. Aber in einer Endrunde  wie dem FINAL4 zählen nicht nur ein oder zwei Spieler. Alle im Kader haben eine entscheidende Rolle, denn es ist eine große Herausforderung zwei Top-Spiele binnen 24 Stunden zu absolvieren.

Ist es ein gutes Omen für Ihr Team, dass vor einigen Wochen Györi Audi ETO KC den Titel in der EHF Champions League der Frauen verteidigen konnte?

Laszlo Nagy: Ich war in der Papp Laszlo Arena und live dabei, als sie ihren Titel verteidigt haben, und habe die tolle Atmosphäre genossen. Györs Sieg war das Beste, das dem ungarischen Handball passieren konnte und es war eine Freude, ihnen zuzusehen. Wir werden natürlich versuchen, es ihnen gleichzutun. Aber das wird sehr schwer.

Was hat sich in Ihrem Team verändert, seitdem Carlos Ortega 2012 Trainer wurde?

Laszlo Nagy: Wir haben unser Spiel komplett verändert. Wir setzen auf eine stärkere Abwehr, spielen viel schneller und ziehen mehr Nutzen aus Gegenstößen. Ich glaube, Ortega hat die größte Veränderung in der Vereinsgeschichte Veszprems bewirkt. Und alle sind mit ihm als Trainer zufrieden – Spieler, Fans, der gesamte Verein.

Ein Blick in die Geschichte: Einmal, 2002, stand Veszprem im EHF Champions League-Finale. Damals verloren sie knapp gegen den von Alfred Gislason trainierten SC Magdeburg. Nun treffen Sie auf den THW, wo Gislason inzwischen Trainer ist. Spielt das für Sie heute noch eine Rolle?

Laszlo Nagy: Das ist zu lange her und meiner Meinung nach nur ein Stück Handball-Geschichte. Veszprem hat sich seitdem komplett verändert, Gislason ist nun Trainer in Kiel. Aber er ist noch immer einer der besten Handball-Trainer der Welt. Vielleicht kann man sagen, dass Veszprem in Köln eine sehr späte Gelegenheit zur Revanche an Gislason bekommt.

Es könnte passieren, dass Sie in Köln auf Ihren alten Verein, den FC Barcelona, treffen. Spukt ein mögliches Aufeinandertreffen schon in Ihrem Kopf herum?

Laszlo Nagy: Nein! Vor der Reise nach Köln war ich völlig auf die Finalspiele der ungarischen Liga gegen Szeged konzentriert. Als die vorbei waren, lag der Fokus ich ganz auf dem THW. Ich denke nur von Spiel zu Spiel. Bevor nicht beide Halbfinals gespielt sind und solange es noch nicht feststeht, dass wir gegen Barcelona spielen, denke ich darüber gar nicht nach.

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