EHF Champions League

Die Dibirovs - bei Vardar dreht sich alles um die Handball-Familie

Björn Pazen / ew

Die Dibirovs - bei Vardar dreht sich alles um die Handball-Familie

Häufig wird über die „Handball-Familie” gesprochen - und es gibt viele Beispiel für erfolgreiche Handball-Familien wie die Karabatics, Dujshebaevs, Lijewskis, die Gilles, und, und, und. Wenn man aber auf die beiden Top-Veranstaltungen des europäischen Vereinshandballs in dieser Saison schaut, stehen definitiv die Dibirovs im Scheinwerferlicht.

Die dreifache Weltmeisterin und Doppel-Champions-League-Siegerin Irina Dibirova übernahm das Frauen-Team von Vardar Skopje im Frühjahr als Trainerin und führte die Mannschaft beim TIPPMIX FINAL4 in Budapest gleich ins Finale. Dort unterlag Vardar nach Verlängerung äußerst unglücklich gegen Audi ETO Györ.

Auf der Tribüne fieberte Irinas Ehemann Timur mit: „Es war ein hochspannender Tag, es war ein phantastisches Champions-League-Finale. Ich war so stolz auf Irina als Trainerin und ich habe gesehen, dass ihr diese Position auf den Leib geschneidert ist, nachdem sie als Spielerin diese Trophäe schon gewonnen hatte“, sagt Timur Dibirov.

Traum der Vardar-Männer geht in Erfüllung

An dem Finaltag, als Irina Vardars Frauen coachte, war der Traum der Vardar-Männer gerade in Erfüllung gegangen: Nachdem sie dreimal an die Tür zum VELUX EHF FINAL4 vergeblich angeklopft hatten und 2014, 2015 und 2016 jeweils im Viertelfinale gescheitert waren, hatten Timur und seine Mannschaftskameraden ihre Premiere in Köln gerade perfekt gemacht - durch zwei souveräne Erfolge gegen die früheren Champions-League-Sieger aus Flensburg.

„Es war sehr schwer für, dass wir immer so kurz vor dem Ziel gescheitert waren, aber jetzt haben wir es geschafft. Wir waren mental auf Köln vorbereitet, jetzt wurde unser Traum Wirklichkeit. Wir sind bereit“, sagt Linksaußen Timur Dibirov.

Wie einige seiner Mannschaftskameraden wie Arpad Sterbik, Joan Canellas oder Titelverteidiger Ivan Cupic war auch Dibirov schon einmal mit einem anderen Verein beim VELUX EHF FINAL4 dabei gewesen, in seinem Fall Chekhovskie Medvedi bei der Premiere des Turniers 2010, drei Jahre, nachdem die Bären den europäischen Pokalsiegerwettbewerb gewonnen hatten.

Für Dibirov ist seither ein gefühlt unendlicher Zeitraum vergangen: „Handball hat sich komplett verändert, wurde viel professioneller, mit so vielen Spieler auf Weltklasse-Niveau. Heutzutage sind Details und Psychologie die entscheidenden Faktoren, es gibt keine Favoriten mehr, und keine Außenseiter, alle spielen auf dem gleichen Niveau.“

Reihe von Überraschungssiegern in Köln

Durch diese neue Hierarchie im europäischen Klubhandball hofft Dibirov darauf, dass Vardar die Reihe von Überraschungssiegern in Köln fortsetzen kann: „Hamburg, Flensburg oder Kielce haben bewiesen, dass es mehr als nur zwei, drei Topfavoriten auf den Titel gibt. Heute können mindestens sieben oder acht Mannschaften in Köln diese Trophäe gewinnen. Diese breite Spitze und das hohe Niveau vieler Teams ist eine tolle Werbung für den Handball.“

Nicht nur in der LANXESS-Arena in Köln, sondern in ganz Mazedonien warten die Menschen sehnsüchtig auf den ersten Anwurf Vardars bei einem VELUX EHF FINAL4, sagt Dibirov: „Es ist unglaublich wichtig für das Land, die Stadt, den Verein - die Liebe zum Handball ist überall gleich hoch, es bedeutet einfach alles für die Menschen. Und daher wollen wir alle diese Leute glücklich machen und ihnen all‘ das zurückgeben, was sie uns an Unterstützung und Liebe gegeben hatten.“

Und wieder spricht Dibirov über die spezielle Bedeutung der Handball-Familie, seiner Familie: „Wenn wir nicht zuhause sind und uns treffen, dreht sich bei Irina und mir alles um Handball, wenn wir aber zuhause sind, freuen wir uns auf unsere tolle Kinder. Sie sind unser größter Sieg, es ist toll, sie aufzuwachsen zu sehen und wie sie ihre Eltern lieben.“

Also gibt es nicht gelegentlich doch Ratschläge vom Mann für seine Frau und umgekehrt? „Vielleicht helfen wir uns ein bisschen bei unserer Karrieren, denn eine solche Unterstützung ist wichtig im Sport. Aber das sind nur kleine Tipps, nicht mehr.“

"Von der Mannschaft bis zu den Fans"

Für Dibirov geht die Bedeutung des Begriffs Familie aber weit über Mann, Frau und Kinder hinaus: “Unsere Vardar-Familie reicht vom Klubbesitzer Sergej Samsonenko bis hin zum Hallenwart, von der Mannschaft bis zu den Fans.“

Nicht nur, weil er Russe ist wie Samsonenko, hat Dibirov einen besonderen Draht zum Eigentümer von Vardar: „Er ist einer meiner besten Freunde, aber er behandelt alle gleich, die Spieler und die Mitarbeiter. Es ist Teil von Sergejs Charakter einen engen Kontakt zu allen zu pflegen. Und momentan erfüllt es ihn mit riesiger Freude, dass er der erste Klubbesitzer ist, der mit zwei Mannschaften bei beiden Finalturnieren am Start ist. Samsonenko ist aber nicht nur der klassische Besitzer, der den Verein zu 100 Prozent finanziert, sondern er ist voll von Respekt und liebt den Sport. Ich kenne nicht viele Menschen wie ihn.”

Und so sind alle heiß auf Vardars ersten Auftritt in Köln, wenn man im Halbfinale auf den Rekordgewinner FC Barcelona trifft. „Wir haben größten Respekt vor unserem Gegner und dem FC Barcelona als Verein, aber wenn die Partie angepfiffen wurde, sind alle gleich“, sagt Dibirov.

Und was passiert in Skopje, wenn Varadar tatsächlich die Trophäe gewinnt? Dibirov: „Dann ist Mazedonien das glücklichste Land der Welt. Hunderttausende Menschen werden in der Stadt auf den Beinen sein, und dieser Tag würde in die Geschichte des Landes eingehen.“

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